Fair Spaces Index

Was ist der Fair Spaces Index?

Der Fair Spaces Index stellt sich der Frage wie eine gerechtere Aufteilung des Straßenraums aussehen kann. Der Index hat das Ziel, gerechte und nachhaltige Mobilität zu schaffen, indem Flächen gerecht verteilt werden. Der Index richtet sich an Kommunen und gibt Hilfestellungen in der Thematik  der Flächengerechtigkeit.

In dem Index werden verschiedene Nutzungen berücksichtigt, wie z. B. öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), hohe Fußverkehrsmengen, sicherer Rad- und Fußverkehr, Sharing-Stationen, Parkraum für mobilitätseingeschränkte Personen und Lieferverkehr, Rastmöglichkeiten für jung und alt, E-Ladeinfrastruktur, entsiegelte Flächen, Grün und Spielbereiche. Somit wird nicht nur eine gerechtere Aufteilung des Straßenraums hinsichtlich Verkehrsmittel berücksichtigt, sondern auch notwendige Kriterien für eine resiliente Stadt wie Stadtgrün und unversiegelte Flächen. Auch werden Kriterien für eine lebenswertere Stadt mit hoher Aufenthaltsqualität (Spielbereiche, Bänke) beachtet.

Was zeigt das Fair Spaces Tool? 

Das Fair Spaces Tool zeigt die jetzige Aufteilung des Straßenraums sowie eine gerechtere Aufteilung des Straßenraums.Das Tool berücksichtigt die verschiedenen Bedarfe und Nutzungen im öffentlichen Straßenraum. Nach Auswahl von bestimmten Parametern wird das Ergebnis prozentual über ein Diagramm visualisiert. Die Ergebnisse sind als Empfehlungen zu verstehen und sollen Möglichkeiten darlegen und zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist ein pragmatischer Ansatz mit visionärer Note und berücksichtigt gängige Regelwerke. Wir sind uns auch bewusst, dass es keine Einheitslösung gibt. Daher werden sich die unten aufgeführten Fälle nicht für alle kommunale Straßen in Deutschland eignen.

 

Fair Spaces Tool

Probieren Sie das Fair Spaces Tool selbst aus und wenden Sie es auf einen konkreten Straßenraum an. 

Anwendung: 

  1. Beantworten Sie die Fragen
  2. Um einen Vergleich zu erhalten, sollten sind ähnliche Angaben beim Ist und beim flächengerechten Zustand zu machen
  3. Es ist aber auch möglich nur den Ist-Zustand und den flächengerechten Zustand anzeigen zu lassen
  4. Zu beachten bei der Eingaben beim „flächengerechten Zustand“:
    • Wenn manche Fragen mit „ja“ beantwortet werden oder eine gewisse Breite angegeben wird, kommen neue Fragen im unteren Bereich hinzu
    • Straßen müssen zwischen 7,50 m und 30 m breit sein
    • Bei der Eingabe mancher Kombinationen, gibt es keine Lösung. Das liegt dann daran, dass die Straße nicht breit genug ist für die gewünschten Nutzungen oder generell zu viele Nutzungen angeklickt wurden, s. hierzu auch „Grundlagen und generelle Empfehlungen“ (unten auf der Seite). Wenn dies der Fall sein soll, erscheint keine Abbildung und in dem Textfeld steht “Ihre Auswahl ist nicht möglich. Probieren Sie es mit weniger Nutzungen oder einer größeren Straßenbreite”.

Ausgabe der Daten:

  • Auf der rechten Seite werden die Ergebnisse prozentual und grafisch ausgegeben. Streichen Sie mit der Maus über die Felder, um zu sehen, um welchen Bereich es sich handelt (s. auch Legende) und wie viel Prozent des Straßenraums die Nutzung einnimmt.
  • Im unteren Feld erhalten Sie eine Beschreibung sowie Empfehlungen zu Ihrer Eingabe zum flächengerechten Zustand.
  • Die Abbildungen werden manchmal um ein paar Kacheln kleiner und größer. Das liegt an den gerundeten Prozentzahlen.
  • Damit die Abbildungen größer und komplett erscheinen können Sie im weißen Bereich auf die drei horizontalen Linien rechts neben “Fair Spaces Tool” klicken.

Aufgrund technischer Gründe bleibt das untere Fenster vom Tool nur 3 Minuten aktiv, bevor es offline geht. Um das Feld wieder zu aktivieren, können Sie erneut auf den Link unten links klicken.

Unbedingt beachten: Das Tool ist noch nicht für das Smartphone optimiert. Coming Soon!

Visualisierungen

Wie könnten gerechtere Straßenräume aussehen? Um sich eine solche Aufteilung besser vorzustellen haben wir drei Straßenräume visualisiert.  

Unter den Bildern sind jeweils die Breiten und die Art des Straßenraums gemäß Rast aufgezeigt.

 

Wohnstraße: Tempo 30 / Fahrradstraße (10,5 Meter)

Gehweg: 5 m, Fahrbahn. 4,25 m, Unversiegelte Fläche: 1 m, Mischzone 2: 0,25 m, kein Kfz-Parken

 

Dörfliche Hauptstraße: Tempo 30 (20 Meter)

Gehweg: 7 m, Fahrbahn: 4,25 m, Busspur: 3,25 m, Entsiegelte Fläche: 2 m, Mischzone (mit Kfz-Parken) 1: 2,5 m, Mischzone 2 (ohne Kfz -Parken): 1 m

Hauptgeschäftsstraße: Tempo 50 (30 Meter)

Gehweg: 7 m, getrennter Radverkehr: 5 m, Fahrbahn: 5,5 m, Bussonderstreifen: 6,25 m, Unversiegelte Fläche: 2 m, Mischzone 1 (mit Kfz-Parken): 2,5 m, Mischzone 2 (ohne Kfz-Parken): 1,5 m

Grundlagen und generelle Empfehlungen

Geschwindigkeiten

Generell empfehlen wir die Einrichtung von Tempo-30, sofern dies rechtlich möglich ist.

Bei Tempo-30 empfehlen wir generell die Einrichtung von Fahrradstraßen. In Einbahnstraßen empfehlen wir die Freigabe des Radverkehrs für beiden Richtungen. Zudem sollten folgende Breiten nicht unterschritten werden.

Erst ab einer Straßenbreite von 13,50 Meter ist die Auswahl Tempo-50 möglich. Bei geringeren Breiten ist es nicht möglich, bei Tempo-50 sicheren Rad- und Fußverkehr zu gewährleisten.

Tempo-20 haben wir nicht extra aufgenommen, da sich die Empfehlungen zu der Verteilung des Raumes sehr stark mit den Empfehlungen zu Tempo-30 ähnelt.

Verkehrsberuhigte Bereiche (Spielstraßen) sind auch nicht aufgeführt da hier die Flächenverteilung grundlegend anders ist (separate Gehwege fallen weg und auch andere Nutzungen können anders verteilt werden).

Dimensionierung der Nutzungen

Fahrbahn mit Radverkehr (Tempo-30): 4,25 m

Fahrbahn ohne Radverkehr (von beiden Richtungen zu befahren): 5,00 m

Fahrbahn ohne Radverkehr in Einbahnstraße: 3,25 m

Fahrbahn mit Kfz-Volumen > 1.8000 Kfz/h (von beiden Richtungen zu befahren): 6,50 m

Fußweg: mind. 2,5 m auf einer Seite, mind. 3,5 m bei hohem Fußverkehrsaufkommen

Getrennter Radverkehr: mind. 2,75 m auf einer Seite, Zweirichtungsradweg: mind. 3,5 m

Entsiegelte Flächen: von 0,25 m bis 2 m je nach Breite der Straße

Weitere Empfehlungen

Bei hohem Kfz-Volumen empfehlen wir, keinen weiteren Kfz-Streifen zu errichten, sondern einen Bussonderstreifen, um die Nachfrage auf der Strecke zu bedienen (Verlagerung von Verkehr).

Parken ist nur ab gewissen Straßenbreiten möglich. Wir empfehlen zudem, den Parkstreifen als Mischfläche zu nutzen wo nicht nur Kfz-Parken stattfindet, sondern sich auch Bänke, Bäume, Spielbereiche und Fahrradparken befinden. Bei dem Kfz-Parkangebot ist darauf zu achten, dass Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Personen und Lieferverkehr vorhanden sind sowie E-Ladesäulen. Kfz-Parken ist generell in öffentlichen Straßenräumen zu reduzieren. Es wird empfohlen, das Kfz-Parken in Quartiersgaragen und anderen Parkhäusern zu bündeln. Generell sollte zudem angestrebt werden den Pkw-Besitz und die Pkw-Abhängigkeit in den Kommunen generell zu reduzieren und nachhaltige Mobilität zu fördern.

Steigerung der Aufenthaltsqualität

Durch die Umverteilung des Straßenraums hinzu Priorisierung des Umweltverbundes, dem fließendem Verkehr sowie Bereiche für Grün, Sitzgelegenheiten und Spielen, wird die Aufenthaltsqualität gesteigert.

Wie ist der Fair Spaces Index entstanden?

Der Fair Spaces Index ist ein Projekt, welches von der Dr. Joachim und Hanna Schmidt Stiftung für Umwelt und Verkehr gefördert wurde.  

Wir als fair spaces haben uns der Frage angenommen, was eine gerechtere Aufteilung von Straßenraum bedeutet unter Berücksichtigung der gemeingültigen Vorgaben, Ansprüche an eine sicherere, aktivere und barrierearme Mobilität, an schnelleren ÖPNV, lebenswerten Räumen und an Klimaresilienz und Klimaschutz. In der Erarbeitungszeit haben wir wissenschaftliche Erkenntnisse und praxisorientierte Lösungen mit verschiedenen Expert*innen diskutiert.